Dienstag, 25. Oktober 2011

Ist DAS die Integration von der alle sprechen?!

Das Wort INTEGRATION wird in Deutschland großgeschrieben. Hier und da hört man es... das ist immer und immer wieder das Ziel aller Behörden im ganzen Land. Keiner darf ausgeschlossen werden. 


Doch wie sieht es bei folgenden Beispielen aus? Ist DAS Integration? 

  • Die vielen Stufen... überall sehe ich Stufen. Meine Welt besteht quasi aus Stufen! Manchmal träume ich sogar davon, wie ich vor einem Lokal stehe, rein will, mich auf die Party mit meinen Freunden freue und dann die große Enttäuschung: Stufen. Viele fragen mich, wieso ich mich nicht "ganz einfach" hochtragen lasse. Könnte ich. Will ich aber nicht.

Idee für ein Experiment: Viele, ganz viele behinderte und nicht-behinderte Menschen wollen gemeinsam auf eine Party. Nun stehen wir alle davor und wollen alle rein. Der Türsteher winkt uns rein, doch alle bleiben stehen. Wir können nämlich alle keine Treppen steigen.Nun gucken wir alle fast entschuldigend die großen starken Männer an und bitte sie höflich (!) uns reinzutragen. Vorher erklären wir aber genau, wie der Türsteher uns anfassen soll. GANZ genau erklären wir das; nicht dass er uns wehtut oder wir die Treppen runterfallen! 


Wie wäre wohl das Gefühl? Wie wären wohl die Reaktionen? Wer macht mit? :-)


Die Stufen gibt es übrigens nicht nur bei den "Partylocations", sondern auch im Alltag: Büros, Ärzte, Bahnhöfe... und wenn die Fahrstühle kaputt sind... ihr könnt euch den Rest selbst ausmalen.


(Gut, dass ein Freund von mir Raul Krauthausen die großartige Idee von www.wheelmap.org hatte. Das rettet in Zukunft vor Enttäuschungen. Vielleicht. Oder besser: Hoffentlich!) 

Foto: Jessica Prautzsch


  • Viele der behinderten Kinder müssen meistens auf sog. "Sonderschulen" gehen, weil die Regelschulen entweder Stufen (da haben wir's wieder!!) haben oder aber keine "Behindis" da haben wollen. Klingt hart? Ist aber so. 

Oft beraten aber Sozialarbeiter oder andere Behördenmitarbeiter die unwissenden Eltern und raten denen tatsächlich die "nur" körperbehinderten Kinder auf eine Sonderschule (neuer Begriff: Förderschule) zu schicken: "Es ist besser integriert... erfährt die mögliche Ablehnung oder gar Mobbing der anderen Kinder nicht..." Völliger Unsinn, wenn ihr meine Meinung wissen wollt. Die harte, echte Welt ist nämlich Realität und holt dann die zu oft behüteten Kinder ein - und dann haben sie es wirklich schwer.



Mir fallen noch viele andere Dinge ein... 

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Integration ist nicht immer gleichzusetzen mit Barrierefreiheit... Barrieren finden oft im Kopf statt. 


Foto: Jessica Prautzsch


Wie kann das angehen, dass - bei so großer Anzahl von körperbehinderten Menschen in Deutschland - kaum jemand jemals mit einem Rollstuhlfahrer etwas zu tun hatte?!


"Sie sind da, man weiß es... man sieht sie, aber bemerkt sie kaum. Beobachten und bewundern aus Distanz.", sagte mal ein Freund von mir, als ich ihn fragte, ob er noch andere behinderte Frauen außer mir kennen würde. 


Um auf unseren Ausgangspunkt "schöne Frauen mit Muskelschwund" zurück zu kommen: Ich finde, jeder Mann (na gut, sagen wir jeder dritte!) sollte in seinem Leben mal mit einer schönen Rollstuhlfahrerin mindestens geknutscht haben. Ich meine es ernst! :-)


In diesem Sinne... viel Erfolg beim Integrieren und integiert werden. 





(Die Texterin dieser Texte in diesem Blog heißt übrigens Anastasia Umrik, und ist zugleich auch die Projektinitiatorin des Projektes anderStark. Das wussten viele Leser bis dato anscheinend nicht.)

1 Kommentar:

  1. Körperbehinderte werden in ein paar Jahren fast vollständig in den Schulalltag integriert sein. Ob das in den Köpfen aller ankommt, kann ich nicht sagen. Aber bald schon wird keiner mehr, nur weil er in einem verdammten Rollstuhl sitzt, in die SONDERschule (der Begriff ist absichtlich so gewählt)abgeschoben. Da bin ich mir sicher. Und das ist ein großer Schritt. Ein sehr toller Beitrag und tolles Bild!

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