Sonntag, 6. November 2011

ACHTUNG!!! NEUE BLOG-ADRESSE!!!

Achtung, Freunde!!! Wir haben in Verbindung mit unserer neuen Website (www.anderstark.de) eine neue Blogadresse:

www.anderstark.de/blog


Bitte speichert es ab und bleibt uns "troy" :-)

Dienstag, 25. Oktober 2011

Ist DAS die Integration von der alle sprechen?!

Das Wort INTEGRATION wird in Deutschland großgeschrieben. Hier und da hört man es... das ist immer und immer wieder das Ziel aller Behörden im ganzen Land. Keiner darf ausgeschlossen werden. 


Doch wie sieht es bei folgenden Beispielen aus? Ist DAS Integration? 

  • Die vielen Stufen... überall sehe ich Stufen. Meine Welt besteht quasi aus Stufen! Manchmal träume ich sogar davon, wie ich vor einem Lokal stehe, rein will, mich auf die Party mit meinen Freunden freue und dann die große Enttäuschung: Stufen. Viele fragen mich, wieso ich mich nicht "ganz einfach" hochtragen lasse. Könnte ich. Will ich aber nicht.

Idee für ein Experiment: Viele, ganz viele behinderte und nicht-behinderte Menschen wollen gemeinsam auf eine Party. Nun stehen wir alle davor und wollen alle rein. Der Türsteher winkt uns rein, doch alle bleiben stehen. Wir können nämlich alle keine Treppen steigen.Nun gucken wir alle fast entschuldigend die großen starken Männer an und bitte sie höflich (!) uns reinzutragen. Vorher erklären wir aber genau, wie der Türsteher uns anfassen soll. GANZ genau erklären wir das; nicht dass er uns wehtut oder wir die Treppen runterfallen! 


Wie wäre wohl das Gefühl? Wie wären wohl die Reaktionen? Wer macht mit? :-)


Die Stufen gibt es übrigens nicht nur bei den "Partylocations", sondern auch im Alltag: Büros, Ärzte, Bahnhöfe... und wenn die Fahrstühle kaputt sind... ihr könnt euch den Rest selbst ausmalen.


(Gut, dass ein Freund von mir Raul Krauthausen die großartige Idee von www.wheelmap.org hatte. Das rettet in Zukunft vor Enttäuschungen. Vielleicht. Oder besser: Hoffentlich!) 

Foto: Jessica Prautzsch


  • Viele der behinderten Kinder müssen meistens auf sog. "Sonderschulen" gehen, weil die Regelschulen entweder Stufen (da haben wir's wieder!!) haben oder aber keine "Behindis" da haben wollen. Klingt hart? Ist aber so. 

Oft beraten aber Sozialarbeiter oder andere Behördenmitarbeiter die unwissenden Eltern und raten denen tatsächlich die "nur" körperbehinderten Kinder auf eine Sonderschule (neuer Begriff: Förderschule) zu schicken: "Es ist besser integriert... erfährt die mögliche Ablehnung oder gar Mobbing der anderen Kinder nicht..." Völliger Unsinn, wenn ihr meine Meinung wissen wollt. Die harte, echte Welt ist nämlich Realität und holt dann die zu oft behüteten Kinder ein - und dann haben sie es wirklich schwer.



Mir fallen noch viele andere Dinge ein... 

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Integration ist nicht immer gleichzusetzen mit Barrierefreiheit... Barrieren finden oft im Kopf statt. 


Foto: Jessica Prautzsch


Wie kann das angehen, dass - bei so großer Anzahl von körperbehinderten Menschen in Deutschland - kaum jemand jemals mit einem Rollstuhlfahrer etwas zu tun hatte?!


"Sie sind da, man weiß es... man sieht sie, aber bemerkt sie kaum. Beobachten und bewundern aus Distanz.", sagte mal ein Freund von mir, als ich ihn fragte, ob er noch andere behinderte Frauen außer mir kennen würde. 


Um auf unseren Ausgangspunkt "schöne Frauen mit Muskelschwund" zurück zu kommen: Ich finde, jeder Mann (na gut, sagen wir jeder dritte!) sollte in seinem Leben mal mit einer schönen Rollstuhlfahrerin mindestens geknutscht haben. Ich meine es ernst! :-)


In diesem Sinne... viel Erfolg beim Integrieren und integiert werden. 





(Die Texterin dieser Texte in diesem Blog heißt übrigens Anastasia Umrik, und ist zugleich auch die Projektinitiatorin des Projektes anderStark. Das wussten viele Leser bis dato anscheinend nicht.)

Donnerstag, 20. Oktober 2011

"...und nun liege ich im Sterben"

Liebe Freunde, liebe Leser meines Blogs, 

ich habe ein Gedicht geschrieben. Das war eins meiner ersten Gedichte - damals, als so viele Kinder mit Muskelschwund gestorben sind. Ganz plötzlich, über einige Monate hinweg - und weg waren sie. Obwohl sie nie weg sein werden. 

Wie findet ihr es? Würde mich über Kritik (und Lob natürlich auch) freuen!




"Leise ist es geworden. Und dunkel.

Damals war es anders.
Bedrückende Stimmung, irgendwie rührend. 
Ich lächelte, versuchte zu trösten.
Alles war gut.

Aber damals war damals und heute ist jetzt.
Und jetzt ist alles anders.
Alleine.
Ich bin alleine!
Ich war noch nie allein.
Selten so einsam wie jetzt.
Ich konnte mich von keinem verabschieden.
Niemand ahnt, dass ich hier bin.
Auch wenn nicht mehr für lange.
Und nun liege ich alleine so da.

Jung bin ich noch, und habe noch lange nicht alles erreicht.
Noch längst nicht alles erlebt.
Mein Leben hätte erst jetzt beginnen sollen
Und schon ist es vorbei.
Träume platzen.
Alle nacheinander, hintereinander, über und untereinander.
Streiten, wer als erster zerplatzen darf.
Und das wenig Geschaffte wird zu Nichts.
Ich sehe nur Rauch und Asche.
Ein paar Scherben liegen auch rum.
Für alles zu spät.

Damals wäre ich gerne…
Und jetzt - jetzt bin ich gezwungen zum Sterben.

Draußen höre ich das Leben toben.
Autos hupen, Kinder lachen, noch mehr Lachen und irgendwo in der Ferne ertönt eine Sirene.
Vielleicht liegt gerade jemand auch im Sterben!
Vielleicht ja auch so alleine.

Gerne würde ich noch einige sehen, umarmen… küssen.
Sagen, wie sehr mir alles Leid tut und dass ich jeden werde missen.
Doch keiner da.
Nur das Kerzenlicht, das mir bei jedem Windhauch zeigt, dass ich noch lebe.
Und dann beruhigt sich die Flamme, brennt geduldig vor sich hin.
Bis sie ausbrennt.
Bald.
Wie ich.

Damals wollte ich es doch -
Warum muss ich ausgerechnet heute sterben?!


Dramatisch und rührend das Bild von Jetzt.
Der schwache Körper, der nicht mehr mir gehört.
Zu schwach, zu müde… und der zerbrochene Geist.
Erdrückt von der Dunkelheit, umarmt von dem schwachen Kerzenschein.
Ich will fliehen.
Vor mir selbst, vor dem Alleinsein, vor dem Tod.
Doch ich hole mich immer wieder ein.
Keine Ruhe vor mir selbst.

Oh Leben, bitte…
Bitte erbarme dich!
Bleibe noch etwas in mir!
Ich will jetzt noch weinen, lachen, tanzen, schreien, essen, trinken, reden, schreiben, lesen, bewegen, küssen, lieben…
Alles, nur nicht sterben!
Ich flehe dich an…

Stille.
Niemand hat’s gehört.
Wie immer.
Verlassen.
Von Gott, Gerechtigkeit, Liebe, vom starken Willen und gleich…
gleich auch vom Leben.
Ich spüre es.
Ich rieche es.

Damals, damals wollte ich sterben!
Heute, gleich - gleich muss ich sterben.

Feuer, Wasser, Regen, Eis, Wind, Schnee, Sturm, Hagel, Sonne…
Rot, Grün, Gelb, Orange, Lila, Petrol, Flieder, Blau... Meeresblau... Meeresrauschen…

Schwarz.

Jetzt – jetzt werde ich sterben.  

Und nun – nun bin ich gestorben."

Sonntag, 16. Oktober 2011

Wenn man eine Rollstuhlfahrerin ist, dann...

...dann gibt es durchaus einige Hürden im Alltag, die darauf warten überwunden zu werden!

Und sie werden alle überwunden und bekämpft. Wenn es scheitert, so geht man einen anderen Weg. 











Foto: Jessica Prautzsch

Dienstag, 11. Oktober 2011

Finde den Fehler...

...es gibt keinen!!!

Bei der progressiven Krankheit Muskelschwund kann es auch zu der Schwäche der Atemmuskulatur kommen. Damit der Tag und die Nacht beschwerdelos bewältigt werden können, müssen die betroffenen Frauen (und Männer natürlich auch) eine sogenannte "Beatmungsmaske" tragen. 

Die Beatmungsmaschine gibt keinen Sauerstoff frei, sondern unterstützt lediglich das Atmen. So kann sich die müde Lunge entspannen und die Maschine für sich atmen lassen. 

Danach ist man wieder fit für den Tag (oder die Nacht)... Diese Maschine ist eine große Hilfe!!! 

Und - was kann schon eine schöne Frau entstellen? 

Hier ist das beste Beispiel dafür:








Foto: Jessica Prautzsch

Montag, 10. Oktober 2011

NDR-Beitrag

Endlich ist der NDR-Bericht, der im August ausgestrahlt wurde, nun auch online zu sehen!

www.vimeo.com/anderstark

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Was machen die eigentlich... die Rollstuhlfahrerinnen?

Viele gucken mich mit großen verwunderten Augen an, wenn ich erzähle, was ich am Wochenende vorhabe oder was ich gemacht habe... "Oh echt? Du bist ja total aktiv!" 


Mensch, Freunde (und deren Angehörige), WAS denkt ihr euch denn??!!


Warum sollten wir Rollstuhlfahrerinnen denn nicht ausgehen und aktiv sein? Es gibt vieles zu sehen, zu entdecken, zu hören und zu erzählen. 


Es gibt absolut nichts zu verstecken und das sollen alle erfahren!!!

Mit einer kleinen Bilderserie würden wir euch gern zeigen, dass Rollstuhlfahrerinnen nicht nur zu Hause rumsitzen, Fernsehen gucken oder vor dem Computer rumhängen:


...sie studieren und bilden sich gerne weiter.


...sie "versüßen" sich gerne ihre Freizeit!



...sie verreisen und kennen keine Grenzen.



...sie treiben Sport. Diese Sportart nennt sich Rollstuhl-Hockey.


...sie kaufen für den Abend mit Freunden ein.

...sie flirten!



...sie feiern mit Freunden!



Foto: Jessica Prautzsch

Mittwoch, 21. September 2011

Zum "Schweigen" gezwungen

Hast du dich auch schon mal, auch wenn nur kurz, bei dem Blick auf einen Rollstuhlfahrer / eine Rollstuhlfahrerin gefragt, ob er/sie sprechen kann, ob er/sie selbst die Unterschrift auf dem Kassenzettel geben darf oder auch: "Es ist doch viel zu kalt! Warum zieht der Betreuer ihm/ihr die Jacke nicht an?!"

Solche oder ähnliche Erfahrungen hat wohl jeder Mensch mit einer Behinderung machen dürfen. Auch ich. 

Ich erlebe es hin und wieder mal, dass meine Assistentin (im Volksmund als "Betreuerin" bekannt) gefragt wird, ob ich selbst unterschreiben könne... oder ob ich lesen könne... 
Darauf antworte ich gerne: "Gerade so habe ich die Grundschule bestehen können - etwas lesen kann ich, ja!"  

Hier einige Lustige Beispiele, die ich oder meine "behinderte" Freunde im Alltag erlebt haben: 
Eine Zeugin Jehovas zu meiner Assistentin, mit dem Finger auf mich zeigend: "Könnte sie das Büchlein lesen, wenn ich es ihr gebe?" 

Eine Verkäuferin in einer Drogerie, nach vorne bückend, übertrieben deutlich sprechend: "Können Sie mich verstehen?"

Zwei Frauen, auf mich guckend, unterhalten sich im Bus: "Sie ist aber hübsch! Meinst du, sie kann auch sprechen?" - "Nein, ich glaube, sie ist gelähmt." 

In der Bahn zu meiner Freundin: "Wo möchte der Rollstuhl aussteigen?" 
Ich: "Mein Rollstuhl und ich - wir würden gerne am Hauptbahnhof aussteigen." 

Irgendjemand zu mir: "Du bist ja völlig normal! Ich dachte, Behinderte sind so seltsam..." 






"Verbietet" nicht den Rollstuhlfahrern den Mund. Unsicherheit ist in Ordnung, aber stellt Fragen, seid offen und legt das Denken ab, "sie alle" seien geistig behindert.









Make-Up: Nina Wagner
Foto: Steffen Gottschling 

Sonntag, 11. September 2011

"Mir ist kalt!!!"

Alle schwitzen. Sie friert. Ich friere. Wir frieren. Alle "Muskelschwundler" frieren.

Sie haben alle Flipflops und kurze Hosen an, während wir warme Socken und einen Schal tragen. 

Die Füße und Hände sind fast immer kalt, manchmal sogar blau... Nichts scheint dagegen zu helfen. Wärmflaschen selbst bei lauen Sommernächten sind keine Seltenheit. Ärgerlich nur, dass es just in dem Moment wärmt. Sobald man die Wärmequelle entfernt, werden die Füße wieder eiskalt. 


So kann es durchaus manchmal aussehen:












Danke an Anja und auch an Timo für das Anziehen einer bunten Badehose und für die Begeisterung für das Projekt! 







Foto: Jessica Prautzsch

Mittwoch, 7. September 2011

Mutter-Natur

Behinderte gab es schon immer. Man hat sie nur nicht immer gesehen, nicht immer wahrgenommen. Früher hat man sich für einen behinderten Familienmitglied geschämt, man hat ihn nie nach draußen gelassen - höchstens zum Betteln. (Mitleid gab es also auch schon immer.)

Heute sieht es ganz anders aus. Zu mindest in Europa sind Behinderte nichts außergewöhnliches mehr. Die Gesellschaft hat es verstanden die Menschen mit einer Einschränkung zu integrieren. 

Die Frage bleibt: Warum gibt es denn Behinderte überhaupt? Warum hat sich die Natur diesen "Fehler" erlaubt? Ich bin nicht allwissend... ich stelle mir die Frage oft selbst. "Warum? Wozu? Wieso ich...?" 


Die Mutter Natur macht keine Fehler. Auch wenn wir es in diesem Leben nicht verstehen werden. 















Anna-Lena Ehlers, eine Fotografin aus dem anderStark-Team











Foto: Anna-Lena Ehlers 

Mittwoch, 31. August 2011

"Mein Körper und ich - wir sind Kunst" Part II

"Was sind schon Muskeln, egal ob schwache oder starke, wenn das Herz an der richtigen Stelle sitzt?" - und das sitzt definitiv an der richtigen Stelle. 

Durch ein aufwändiges Bodypainting von Léonie Gené, wollen wir zeigen, dass hinter der "Oberfläche" auch einer Frau mit Muskelschwund alles an der richtigen Stelle sitzt - sowohl Muskeln, die zwar schwach sind, aber dennoch vorhanden sind und eben auch das Herz. 


Da das Herz - unserer Meinung nach - das wichtigste Organ ist, haben wir es besonders hervorgehoben. 


Vielen vielen Dank an Léonie Gené für das wunderschöne Bodypainting und an Kostantin Eulenburg, dass wir erneut sein Fotostudio nutzen durften! 


Staunt selbst:



Bodypainterin Léonie mit Model Katharina

Léonie: "Vor jedem Auftrag muss ich mich individuell mit jedem Thema auseinander setzen."







Insgesamt dauerte das "Bemalen" ca. fünf Stunden...











Foto: Anna-Lena Ehlers 
Make-Up und Bodypainting: Léonie Gené