Sonntag, 29. Mai 2011

Die Geburt einer Idee


Es war nachts, wahrscheinlich schon fast morgens, als ich wach im Bett lag und nachdachte. 
Die Lungenentzündung war überlebt, hinterließ jedoch sichtbare Spuren. Der Körper war um einiges geschwächt und das war der Moment in dem ich beschloss mit dem Rauchen aufzuhören. 
 Ich wollte ein neues Leben beginnen. Ich wollte mich gesünder ernähren, früher schlafen gehen und früher aufstehen. Ich wollte nie wieder einen Tag schlechtgelaunt im Bett verbringen und mich über das „ungerechte Leben“ ärgern. Ich wollte mehr zu klassischen Konzerten gehen, öfter das Theater besuchen und mehr lesen. Ich war durstig nach dem Leben und dem Wissen… und obwohl ich schon immer viel gemacht und eine Menge im Leben erreicht habe, so schien es mir in dem Moment nichts zu sein. Die gemachten Abschlüsse, das Management der persönlichen Assistenz… es war zu wenig. Damit habe ich nicht viel bewegt und schon gar nicht verändert. Ich habe lediglich das genommen, was jemand hart erkämpft hat. Wie schwach!
 
Gleich nach dem Aufstehen schrieb ich los: „Mein Name ist Anastasia Umrik, ich bin 24 Jahre alt und an Muskelschwund erkrankt. Ich möchte ein Fotoprojekt starten, bei dem Frauen mit Muskelschwund in den Themenbereichen „Portrait“, „Emotionales“, „Lifestyle“, „Erotik“ und „Provokantes“ fotografiert werden sollen. Ziel des Projektes ist es, das Denken der Menschen ein Stück weit zu verändern, den Blick über den Tellerrand zu ermöglichen.  Mit den Fotos soll eine Ausstellung gemacht werden. Es wäre schön, wenn ihr es unentgeltlich machen würdet, weil bisher keine finanziellen Möglichkeiten bestehen das Projekt zu finanzieren. Wer hat Lust und Zeit?“ So oder so ähnlich lautete die Anzeige, die ich im Internet aufgab. 

Die Idee des Fotoprojektes bestand schon lange. Ich erzählte davon einigen Bekannten und Freunden, die Resonanz war positiv, jedoch auch die Skepsis war nicht zu überhören. Wer soll das finanzieren? Wie soll das organisiert werden? Wer ist für alles verantwortlich? Was soll damit erreicht werden? Und: Wozu? Das Projekt wurde verschoben, zu groß war meine Angst zu scheitern. Doch die Idee lebte weiter und wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt des Ausbruches. 

Als ich in der besagten Nacht mich dazu entschloss das Projekt in Eigenregime durchzuführen, hatte ich immernoch keine Ahnung wie das alles werden wird, wer das bezahlen soll, wer mitwirken soll. Ich wusste nicht wen ich suche, welchen Anspruch ich habe. Ich wusste nur, dass ich etwas bewegen muss. Wer wenn nicht ich?

So hat alles begonnen.

2 Kommentare:

  1. ich bin gerade über diesen Blog gerollt, haben wir ein paar Beiträge durchgelesen und finde ihn richtig schön - teilweise tief sinnig, teilweise amüsant.

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